San Pietro della Ienca: Ein Dorf im Bann von Geschichte und Wiederentdeckung


Hoch oben im majestätischen Vasto-Tal, das sich entlang der eindrucksvollen Ausläufer des imposanten Gran Sasso d’Italia erstreckt, thront das malerische Dorf San Pietro della Ienca. Auf einem Höhenrücken in 1.166 Metern über dem Meeresspiegel, eingebettet an den Hängen der stolzen Franco- und Ienca-Berge, erhebt sich dieses Dorf in einer beherrschenden Position über dem schlängelnden Fluss Rio Vasto, der das gesamte Tal durchquert.

Die enge Bindung an die Natur spiegelt sich auch in den Strassen wider, die das Dorf mit der Aussenwelt verbinden. Während der eisigen Wintermonate verschwindet die Strasse oft unter Schnee und Eis, und das Heiligtum kann nur noch zu Fuss erreicht werden. Die Umgebung birgt weitere Schätze der Natur, darunter die Überreste des vergessenen Dorfes Vasto, das seine einstigen Bewohner längst hinter sich gelassen haben. Doch der Blick nach unten, entlang eines faszinierenden naturbelassenen Pfades, enthüllt die Höhle in Male, eine verborgene Welt unter der Erde.

Die Geschichte dieses Dorfes reicht tief in die Vergangenheit zurück, möglicherweise bis zu den Wirren der Langobarden im 10. Jahrhundert und der Zerstörung von Forcona. Während die Jahrhunderte vergingen, taucht San Pietro della Ienca erstmals in einer päpstlichen Bulle von Papst Alexander III. im Jahr 1178 auf, in der von drei Kirchen entlang des Tals die Rede ist. Diese drei Kirchen – „Ecclesiam S. Marie de Guasto, (…) S. Petri de Guasto, (…) Ecclesiam S. Nicolai de Genca“ – deuten auf eine spirituelle Bedeutung hin, die das Dorf durch die Jahrhunderte begleitet hat.

Im Schatten der Geschichte erhebt sich die Kirche von San Pietro della Ienca, die im Laufe der Zeit ihre Identität mehrmals veränderte, bis sie schliesslich den Namen erhielt, den sie heute trägt. In einer Zeit, als das Dorf an der Gründung von L’Aquila beteiligt war, schuf es einen Platz für sich im Stadtteil Santa Maria, wo die Kirche der Heiligen Petrus und Niccolò errichtet wurde. Wohlhabend und blühend, erfuhr San Pietro im 13. Jahrhundert sogar eine Doppelbesteuerung im Vergleich zur benachbarten Stadt Camarda – ein Zeichen für seinen Wohlstand.

Doch wie so oft in der Geschichte, zeichnete sich auch hier ein Wandel ab. Die Urbanisierung von L’Aquila führte zu einer allmählichen Entvölkerung des einst so vitalen Dorfes. Im Jahr 1408 wurde San Pietro della Ienca zerstört und begann in den Schatten der Geschichte zu verschwinden.

Doch dann, im 20. Jahrhundert, trat eine bemerkenswerte Wendung ein. Papst Johannes Paul II., ein Mann von grossem Geist und Eifer, entdeckte das vergessene Dorf wieder. Zwischen den 1980er und 1990er Jahren suchte er mindestens dreimal Zuflucht in seinen bescheidenen Mauern, sowohl in offizieller Funktion als auch privat. Sein Engagement führte zur Wiederherstellung und Erneuerung des Ortes, der schliesslich zwischen 1995 und 1997 durch die geschickten Hände der Denkmalschützer eine Renaissance erlebte.

Ein neues Kapitel wurde geschrieben, als die Kirche von San Pietro della Ienca im Jahr 2011 nach dem Papst benannt wurde, der persönlich eine Reliquie der Blutstropfen Christi dort bewahrt hatte. Heute steht das Dorf als ein Ort von historischer Bedeutung und spiritueller Kraft da, eingebettet in die faszinierende Kulisse des Vasto-Tals und beseelt von einer Geschichte, die durch die Jahrhunderte hindurchstrahlt.

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